Let’s Risk the Body

An drei Abenden zeigt Stadtkuratorin Hamburg Filme, Videos, Dokumentationen zu Stadt und Feminismus. KünstlerInnen spiegeln im filmischen Raum urbane Körperpolitiken aus (queer-) feministischen Perspektiven wider und befragen vergesellschaftete Geschlechterverhältnisse des öffentlichen Raums. In den Video- und Filmprogrammen werden Perspektiven aus über 50 Jahren Kunst- und Filmgeschichte gezeigt und kommentiert. Let’s Risk the Body eröffnet die Diskussion für das finale Sommerprogramm im Mai 2016. Welchen Feminismus braucht es heute angesichts von globalen Finanzkapitalismus, Migration und Transgender (oder Agender)-Bewegungen — und damit welche urbanen Commons lassen sich aktuell formulieren jenseits der Kämpfe um Reproduktionsverhältnisse, Immaterielle Arbeit und Fürsorge?
 

Mittwoch, 17. Februar 2016, 19 Uhr
Programm 1: Video-Performances

Aus über 50 Jahren Videokunstgeschichte werden feministische und queere Video-Performances vorgestellt, die heteronormative Blickregime auf Körper und Räume befragen in humorvollen, poetischen wie analytischen Bildern.

Maria Thereza Alves, Chám Krai Kytõm Pandã Grét: Male Display Among European Population, 2008, 2:20 Min.
Lynda Benglis, Female Sensibility, 1973, 13:08 Min.
Sanja Iveković, Instructions No. 2, 2015, 4:42 Min.
Rebecca Horn, Berlin-Übungen, 1974/75, 39:50 Min. (Auszug)
Lil Picard, Bedtease, 1978, 22:07 Min. (Auszug)
Martha Rosler, Vital Statistics of a Citizen, Simply Obtained, 1977, 39:17 Min. (Auszug)
Takehito Koganezawa, Newmen, 2000, 7:33 Min.
Hiroharu Mori, defocused story, 2004, 4:36 Min.
Anetta Mona Chișa, Lucia Tkačova, Manifesto of Futurist Woman (Let’s Conclude), 2010, 10:14 Min.
Mwangi Hutter, Eastleigh Crossing, 2008, 7:48 Min.

Vorgestellt und kommentiert von Sophie Goltz (Künstlerische Leiterin Stadtkuratorin Hamburg und Mitherausgeberin von Time Pieces. Videokunst seit 1963, Köln, 2013 (zs. mit Marius Babias, Kathrin Becker).
In Kooperation mit Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.).
 

Mittwoch, 16. März 2016, 19 Uhr
Programm 2: Spielfilm

The Royal Road
Jenni Olson, USA 2015, 65 Min., englische Originalfassung

Ein Film über Film, so ließe sich The Royal Road zusammenfassen. Das Leitmotiv dieses Filmessays ist die urbane Nostalgie als schmerzende wie sehnsüchtige Hinwendung zur Vergangenheit. Und so wird über Filme wie Hitchcocks Vertigo reflektiert, wie auch die spanische Kolonialgeschichte Kaliforniens erzählt. Dazu berichtet das Voice-Over, das sich als Tomboy vorstellt, von dem unerwiderten Begehren zweier Frauen während ihrer Coming-outs. Der in statischen Sequenzen gedrehte Film führt nicht nur auf der erzählerischen Ebene ein Nachdenken über Film vor, er setzt es auch formal fort. Die urbanen Landschaftsaufnahmen entfalten eine große Sogkraft, doch das Versprechen von Film – die Abbildung von Menschen – wird nicht eingelöst. Hingegen eine Forderung des feministischen Films – die Zerstörung des voyeuristischen Blickes – vorgeführt wird. (LSF)

Jenni Olson ist eine US-amerikanische Filmkuratorin, Filmemacherin, Autorin und LGBTQ-Filmhistorikerin. 2015 premierte Olsons film The Royal Road auf dem Sundance Film Festival. Der Film wurde ausgezeichnet als bester LGBTQ Film auf dem 2015 Ann Arbor Film Festival und erhielt eine Juryerwähnung (Avant Garde & Genre Special) auf dem Buenos Aires International Independent Cinema Festival.

Vorgestellt und kommentiert von Katja Briesemeister (Filmkuratorin, LSF Hamburg).
In Kooperation mit Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg
 

Mittwoch, 13. April 2016, 19 Uhr
Programm 3: Schwarm-Sichten

Schwarmsichtung ist ein Filmabend durchgeführt von Bildwechsel (Hamburg). Bildwechsel wurde 1979 von Hamburger Künstler*innen gegründet vor dem Hintergrund der frühen Video- und Medienbewegung, feministischer Kämpfe und kommunaler Selbstorganisation. Heute umfasst das feministische Archiv neben Videos und Filmen, Katalogen, Fanzines, grauer Literatur auch Künstlerinnennachlässe. Außer dem Hauptsitz in Hamburg gibt es weitere Archive in Berlin, Basel, Glasgow, Warschau und Chicago.

Aus dieser einzigartigen Sammlung werden Filme zum Schwerpunkt Körperpolitiken und Stadt vorgestellt in einem eigens von Bildwechsel entwickelten Format: Schwarmsichtung. Ein Format zur Präsentation des Archivs, bei dem Filme in kleineren Gruppen auf einem Mini-DVD-Player oder auf einem mitgebrachten Computer mit DVD-Laufwerk angesehen werden können. Jede*r stellt sich dabei im Gespräch mit den Archivar*innen ihr eigenes Programm zusammen.

Let’s Risk the Body

Film, Food, Talks


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