Dokumentation

Stadtgespräch Metropolitane Perspektiven #10

Mittwoch, 15. April 2015, 19 Uhr

Strategien für Zwischenräume. Pädagogisierung der Politik und Repolitisierung der Pädagogik

Nora Sternfeld (Professorin Curating and Mediating Art, Aalto Universität, Helsinki)

In deutscher Sprache

Mit der Pädagogisierung der Politik sind Schlagworte wie „lebenslanges Lernen“ oder „Ökonomisierung der Bildung“ verbunden, die als wesentlicher Motor des Neoliberalismus gelten. Doch ist Pädagogik als Disziplin, die mittels analytischer Methoden konkrete Handlungsvorschläge entwickelt, nicht immer schon Herrschaftstechnik und Befreiungsstrategie zugleich? Aus der Perspektive des brasilianischen Pädagogen, Befreiungstheologen und Erziehungstheoretikers Paulo Freire gibt es keine „neutrale“ Erziehung: Erziehung sei immer politisch – entweder im Sinn einer Konsolidierung der bestehenden Verhältnisse oder im Hinblick auf ihre Veränderung. Freire konnte noch davon ausgehen, dass es so etwas wie eine Taktik innerhalb des Systems und eine Strategie für ein Außerhalb des Systems geben könne — im Hinblick auf dessen Überwindung. Heute stellt sich die Frage, was dies innerhalb der Logiken eines globalisierten Neoliberalismus unter Bedingungen, in denen wir nicht mehr von einem „Außen“ ausgehen können, bedeuten kann. Vor diesem Hintergrund thematisiert Nora Sternfeld die Möglichkeiten einer Repolitisierung der Pädagogik heute.

Nora Sternfeld ist Professorin für Curating and Mediating Art an der Aalto University in Helsinki und in verschiedenen Forschungs– und Vermittlungsprojekten an der Schnittstelle von Bildung, Kunst und kritischer Wissensproduktion engagiert. Weitere Arbeits- und Publikationsschwerpunkte sind Ausstellungstheorie und –praxis, zeitgenössische Kunst, Geschichtspolitik und Antirassismus. 2016 ist sie Kuratorin der Bergen Assembly mit der Gruppe freethought.